Nicht Griechenland, sondern das Nicht-Euro-Land Ungarn ist der erste Pleitier unter den EU-Staaten, schon 2008. Seither ist Ungarn dank seiner staatlichen Kreditnöten erpressbar, ökonomisch auf den Schuldendienst festgelegt und von EU und IWF zur Erfüllung von Haushalts- und anderen Auflagen genötigt. Das halten die im Frühjahr 2010 mit überwältigender Mehrheit an die Macht gewählte Partei Fidesz und ihr Chef nicht aus. Als vom Anrecht Ungarns auf nationale Größe überzeugte, daher abgrundtief unzufriedene Nationalisten erklären Orbán und sein Fidesz dieser demütigenden Lage den Krieg. Sie sind fest entschlossen und sehen sich vom Volk beauftragt, Ungarn seinen „würdigen Platz im 21. Jahrhundert“ zu erkämpfen. Dazu muss die Nation sich wieder auf ihr Recht auf Macht und Erfolg besinnen, den Willen zur Selbstbehauptung fassen und sich in diesem kämpferischen Geist zusammenschließen. Der „ungarische Geist“, ein kämpferischer Patriotismus soll die Nation künftig wieder beseelen – das ist für den Fidesz das Fundament für den Wiederaufstieg des krisengeschüttelten Ungarn. Dass ihr radikales Staatsprogramm auch das Anliegen jedes guten Volksgenossen ist, davon gehen die Staatsretter aus, verlangen von jedermann, sich als Beitrag zur Stärkung der neuen Einheit zu begreifen - und versprechen, ihren Laden künftig so zu organisieren, dass an diesem großen ‚Wir‘ wirklich keiner mehr vorbeikommt. Es geht also um nicht weniger als eine „nationale Revolution“ von oben, eine Kampfansage nicht nur ans Ausland, sondern auch und vor allem ans eigene Volk.