Wann ist es soweit? Wann überwinden die Spanier ihren sprichwörtlichen Stolz und bitten um „rescate“, um Rettung beim europäischen „Rettungsschirm“ ESM? Und welche Konditionen wird man ihnen einräumen? Oder kann die Regierung Rajoy doch den Hilfsantrag vermeiden, wie sie immer wieder behauptet? Das sind die Fragen im Herbst 2012, und das sind sie 2013 immer noch. Spanien ist so überschuldet und die Zinsen für die Refinanzierung der Staatsschuld sind so untragbar geworden, dass ESM und EZB dauernd ihre Bereitschaft zur Unterstützung erklären, selbstverständlich nur im Gegenzug gegen mehr Aufsicht über den spanischen Haushalt und die Einhaltung von europäischen Auflagen für das dortige Finanzgebaren.
Mit der Immobilien-, Banken- und Staatsschuldenkrise hat die Karriere einer hoffnungsvollen Aufsteigernation der EU ein vorläufiges Ende gefunden: in der Entwertung eines gewaltigen Bestandes bis neulich noch mit gutem Gewinn handelbarer Vermögensgegenstände – Häuser aus Beton und Schulden aus Papier – und zugehöriger Kreditportefeuilles nach dem spanischen Bauboom; in Rekord-Arbeitslosigkeit und wachsendem sozialen Elend, nachdem das Kapital am Standort an der Verwendung eines Gutteils der spanischen Arbeitskraft nicht länger interessiert ist; in der Überschuldung von privaten Haushalten, Banken und Staat, der Letztere mit so viel zusätzlichem Staatskredit stützt, dass seine Schulden immer größer und die Zinsen dafür immer teurer werden, weshalb er immer radikaler spart und dennoch zur bislang größten Kundschaft des neuen ESM zu werden droht; und in neu aufflammenden Sezessionsbestrebungen bei den üblichen Verdächtigen in Katalonien und dem Baskenland.